Die Zeichenarbeit
Die Galerie dieser Website hat bisher nicht viel von Skizzen, Zeichnungen und anderen grafischen Arbeiten von Goedhart gezeigt. Viele Werken sind aber erhalten geblieben und sind bestimmt sehenswert. In Zeichnungen und Skizzen ist einer dem Künstler oft als Zuschauer am nächsten. Man sieht was seine Aufmerksamkeit erregt und wie er in schnelle Linien und Schattierung versucht zu erfassen was ihn darin berührt. Skizzen werden normalerweise gemacht mit der Absicht um später daraus ein durchdachtes Gemälde zu machen. Künstler aber machen auch Skizzen für inhre eigene Freude und um künstlerisch tätig zu sein. In dieser Hinsicht sind Künstler nicht wesentlich anders als, sagen wir, Musiker die oft stundenlang studieren müssen um ihre Fähigkeiten zu entwickeln und trotzdem Freude darin finden.
In den meisten Fällen kann man sehen mit welchem Zweck eine Skizze gemacht wurde. Am deutlichsten ist dies der Fall mit den Skizzen die Goedhart während seiner Studienzeit gemacht hat. Er gehört immer noch zur Generation von Künstlern die nach der Tradition arbeiten sollen, in der Formen, Licht und Schatten die Hauptelemente sind. Beispiel dafür ist die Nacktstudie (004), das Pferd auf Stallungen (279) und das alte Pferd. Die Radierung die er aus Stadtansichten macht ist auch eine wahre Repräsentation der Wirklichkeit, wie der Schreierstoren in Amsterdam (469) zeigt. In einigen Fällen arbeitet Goedhart mit Feder und Tinte, und obwohl es ein lockereres Aussehen hat, ist die Aufführung in der Natur traditionell, wie die stehende Nacktheit (286) und das Porträt einer jungen Frau (338). Eine Ausnahme ist ein Blick in eine Konditorei, eine Skizze in der Goedhart mehr darauf konzentriert, die Atmosphäre zu bekommen und weniger die Details von Menschen und das Innere (278). Alle diese Werke entstehen während etwa 1915 und 1921, dem Jahr, in dem er sein Studium an der Akademie absolviert.
Nach seinem Studium erhält Goedhart die Gelegenheit sich den Themen zu widmen die bevorzugt sind: Wasser und Schiffe. Für eine Zeitschrift der (Niederländische) Royal Navy zeichnet er eine Reihe von Schiffsporträts (050) in Bleistift. Er zieht oft auf den IJ in Amsterdam, wo er die Phrontis um 1930 skizziert, ein Dampfer, das er wahrscheinlich an einer Werft an das IJ findet (101). Während dieser Zeit gibt es auch mehr Aufträge, auch für Porträts, die er in schwarzer und roter Kreide (166) durchführt. Er zieht auch regelmäßig ins Ausland, wo er vor allem Landschaften macht die er im Ölgemälde weiter ausarbeitet. In einer Zeichnung in Tinte die er machte um Tübingen (306), sieht man schon die Schatten und Lichteffekte die er für die Malerei im Sinn hat mit kurzen Schattierungen genau dargestellt. Seit Anfang der fünfziger Jahre ist das maritime Element in Goedharts Oeuvre nachdrücklich anwesend. Im Jahre 1951 konnte er eine Reise mit einem Marineschiff mitmachen. Während dieser Reise gab es verschiedene Kontakte zwischen maritimen Künstlern und der Marine die im Jahre 1951 zur Gründung der Niederländischen Association of Sea Painters führte. Von Zeit zur Zeit wurden Künstler eingeladen an Bord einige Zeit zu arbeiten. Goedhart machte viele Skizzen auf diesen Reisen. Er hat immer mit den traditionellen Materialien gearbeitet, jetzt hat er ein Auge auf moderne Mittel wie den sogenannten flowmaster, eine Art Tintenstift und er möchte verschiedene Arten von Filzstiften verwenden. Er benutzt auch mehr als vorher farbigen Bleistift um seine Skizzen zu machen die er später in Ölmalerei ausarbeitet.
Die Reisen mit Marineschiffen führen Goedhart und andere Künstler zu verschiedenen Häfen an der Nordsee. Eine der Aufgaben der Marine in diesem Bereich ist die Durchführung der Fischerei Inspektion; zwei Skizzen zeigen die Fischerschiffe die überprüft werden. Andere Ausflüge werden im Rahmen von Übungen zum Mittelmeerraum gemacht. Auf diesen Reisen entstanden verschiedene Seestücke im Farbstift und eine Zeichnung eines alten Schiffes im Hafen von Piräus. Die anderen Skizzen geben eine gute Idee von dem Resultat dasz mit dem Filzstift und Flowmaster zu erreichen ist. Beide können bei schlechtem Wetter an Deck gut genutzt werden, sind aber auch praktisch für die Aufnahme von Bildern in kleinen Räumen.
Schließlich: Sicherlich malerisch ist eine Zeichnung in Eile mit einem Ballpoint von der Ankunft eines Passagierschiffs gemacht. Mit abwechselnden Schattierungen gibt Goedhart einen Eindruck von der Licht- und Dunkelheit am Himmel und dem Kontrast des Rauches vom Schiffes gegen den dunklen Himmel. Auffällig ist die Genauigkeit, mit der diese Skizze trotz der kurze Zeit und ganz einfache Mittel, gemacht wurde.
Aad Knops, sept 2017